Das Projekt mit dem Titel „Developing the socio-technical architecture method to inform policy choices in the shaping of COVID-19 digital infrastructure“ wird mit knapp 120.000 Euro von der VolkswagenStiftung gefördert. In interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Prof. Niva Elkin-Koren (The Buchmann Faculty of Law, Tel Aviv University, Israel), Wolfgang Schulz (Leibniz-Institut für Medienforschung │ Hans-Bredow-Institut (HBI) in Hamburg, Deutschland) sowie Tilo Böhmann (IT-Management & -Consulting (ITMC) am Fachbereich Informatik, Universität Hamburg, Deutschland) zielt das Projekt darauf ab, ein Framework zu entwickeln, um politische Entscheider hinsichtlich der Gestaltung digitaler Infrastrukturen zu informieren. Dazu werden verschiedene COVID-19-Tracking-Apps untersucht, die in Deutschland und Israel entwickelt wurden, um die sich ergebenden Implikationen aus unterschiedlichen Gestaltungsentscheidungen zu verstehen. Am Ende soll hieraus ein Verständnis resultieren, das die Bewertung der Auswirkungen politischer Entscheidungen in Bezug auf Technologien während Krisen und darüber hinaus unterstützt, einschließlich der Auswirkungen auf Menschenrechte. Unterstützt wird das Projekt auf deutscher Seite von Christian Kurtz (IT-Management & -Consulting (ITMC) am Fachbereich Informatik, Universität Hamburg, Deutschland) und Florian Wittner (Leibniz-Institut für Medienforschung │ Hans-Bredow-Institut (HBI) in Hamburg, Deutschland). Das Projekt beginnt im Frühjahr 2021.
Autor: Christian Kurtz
Datenschutzrechtliche Bedenken bei der Corona-App?
Datenschutzrechtliche Bedenken könnten viele potentielle Nutzer zögern lassen, die Bluetooth-basierte App zur Eindämmung der Pandemie, wie sie von den Entwicklern skizziert wurde. Der Präsident der Gesellschaft für Informatik Prof. Dr. Hannes Federrath, welcher Mitglied des Forschungsprojekts ist, unter gewissen Voraussetzungen für unbedenklich. Dies gab er im Faktencheck zu „maischberger. die woche“ Sendung vom 01.04.2020 kund:
„Die Bluetooth-Technologie, wie sie im Fall der anvisierten Corona-App eingesetzt werden soll, hat gegenüber der Verwendung beispielsweise der Ortungsdaten aus dem Mobilfunk den Vorteil, dass die Distanzen zu anderen Smartphones in der Nähe sehr präzise gemessen werden können und nur lokal im Handy gespeichert sind. Es werden keine Bewegungsprofile vom Nutzer erstellt und alle Daten werden unter ständig wechselnden Kennungen gespeichert. Bei dieser App geht es ja vorrangig darum festzustellen, ob sich jemand über eine längere Zeit in weniger als zwei Meter Abstand zu einem Infizierten aufgehalten hat. Die Identität der Nutzer ist für die Benachrichtigung überhaupt nicht notwendig und soll deshalb auch nirgendwo gespeichert werden. Wenn die Daten verschlüsselt übertragen werden und zeitlich befristet – die Rede ist von 21 Tagen – gespeichert werden, dann spricht aus datenschutzrechtlicher und IT-sicherheitstechnischer Sicht nichts gegen einen Einsatz dieser Anwendung.“
Interdisziplinäre Summer School ermöglichte vielfältige Diskussionen

Die interdisziplinäre Summer School Hamburg „Governance Technologies: Privacy, Fairness & Transparency“ war ein vielfältiges sowie inspirierendes Event. Im Gästehaus der Universität Hamburg und dem angrenzenden Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut trafen sich Wissenschaftler/-innen aus zehn Ländern, um verschiedenste Themen wie bspw. Privatheit und Datenschutz sowie Verantwortlichkeit und Transparenz im Rahmen digitaler Technologien. Dabei waren besonders die unterschiedlichen, interdisziplinären Hintergründe aller Forscher/-innen fruchtbar für den gemeinsamen Austausch.
Die Präsentationen der Keynote-Speaker – „The Online Tragedies and How to Resolve them“ von Nikolas Guggenberger, „Digital Identities from a European perspective“ von Bart Jacobs, „Law and Computer Science“: Competing Legislators?“ von Mireille Hildebrandt und „Contesting Algorithms“ von Niva Elkin-Koren – boten viele Möglichkeiten für Diskurse. Bereichert wurde die Veranstaltung zudem durch Podiumsdiskussionen. Einerseits zu Privatheit, Fairness und Transparenz sowie andererseits zu Erfahrungen mit interdisziplinärer Forschung im Kontext von Recht, Ethik und Informatik. Darüber hinaus rundete der Besuch bei der Podiumsdiskussion der ThIS!-Veranstaltung zum Thema verantwortungsvolles Experimentieren mit KI in der Executive Lounge von OTTO das Bild der Sommer School ab.
Die Summer School wurde von der Forschungsgruppe Information Governance Technologies initiiert und von Prof. Judith Simon und Mattis Jacobs organisiert. Weitere Unterstützer/-innen und Beteiligte waren Prof. Tilo Böhmann mit Dr. Martin Semmann und Christian Kurtz, Prof. Hannes Federrath mit Tobias Müller, Prof. Ingrid Schirmer mit Fabian Burmeister, Prof. Wolfgang Schulz mit Florian Wittner sowie Prof. Sibylle Schupp mit Kai Bavendiek.
© Leibniz-Institute for Media Research | Hans-Bredow-Institut / Christiane Matzen
Interdisziplinärer Beitrag auf der Hawaii International Conference on System Sciences (52) mit Best Paper Nomination
In dem Beitrag „The Unlikely Siblings in the GDPR Family: A Techno-Legal Analysis of Major Platforms in the Diffusion of Personal Data in Service Ecosystems“ wurden nach einer technisch-rechtlichen Analyse von zwei Privatsphäre-kritischen Fällen die jeweilig beteiligten Akteuere und ihre Verantwortlichkeit anhand der DSGVO eingestuft. Für diesen Artikel brachten Christian Kurtz, Martin Semmann und Tilo Böhmann die IT-Perspektive und Florian Wittner mit Wolfang Schulz die juristische Sicht für die gemeinsame Zusammenarbeit mit ein. Besonders hervorzuheben ist, dass der Artikel auf der Konferenz als „Best Paper“ nominiert wurde.
